Nachhgefragt: Keeper Tim Eggert vom Fußball-Landesligisten TSV Ottersberg moniert Einstellung der Mannschaft

Herr Eggert, was ging Ihnen am Sonntag nach der leblosen Vorstellung bei der 0:2-Pleite des TSV Ottersberg gegen den TV Jahn Schneverdingen durch den Kopf?

Tim Eggert: Und täglich grüßt das Murmeltier. Die Einstellung der Mannschaft passte einfach wieder überhaupt nicht. Das war erneut ein ganz blutleerer Auftritt. Bei so einer Leistung fragt man sich, ob diese Liga überhaupt die richtige ist.


Ihr Team ist mit sechs Punkten aus neun Spielen auf den vorletzten Platz abgerutscht. Muss sich der TSV wie bereits im Vorjahr damit abfinden, dass er gegen den Abstieg spielt?
Das war mir bereits vor der Saison bewusst, da wir eine komplett neue Truppe haben. Ich habe nicht an den direkten Wiederaufstieg gedacht, dafür ist die Liga einfach zu stark. Und die Tabelle lügt nicht. Wer im Schnitt drei Gegentore bekommt und selbst nur zehn schießt, der braucht sich nicht wundern, dass er da unten steht.


Ist Torsten Just aus Ihrer Sicht noch der richtige Trainer für Ottersberg?
Definitiv, ja. Für mich stellt sich die Trainerfrage überhaupt nicht. Ich glaube, kein anderer hätte mehr Punkte geholt. Er ist auf gut Deutsch, die ärmste Sau hier. Er bekommt eine komplett neue Truppe hingestellt und steht quasi schon vor der Saison mit dem Rücken zur Wand.


Was sind für Sie die Gründe für die sportliche Talfahrt?
Sobald bei uns ein Rad nicht richtig ins andere greift, passiert nichts mehr.
Die Einstellung passt einfach nicht. Die Jungs müssen verstehen, dass es mit Hacke, Spitze, eins, zwei, drei nicht funktioniert. Sie müssen kratzen, beißen, hauen, einfach dazwischenfunken und hingehen, wo es weh tut.


Und wie kommen dennoch solch leblose Vorstellungen wie gegen Schneverdingen zustande?
Es ist manchmal schon unbegreiflich. Ich bin ja so was wie Torstens rechte Hand, ich habe auch schon in der Halbzeit ein paar Sätze zum Team gesagt: ,Das (Schneverdingen, Anm. d. Red.) ist unser Maßstab, die stehen auf dem ersten Nichtabstiegsplatz, ist euch das eigentlich bewusst?’ Man muss einfach mal Tacheles reden, denn so reicht es für die Liga nicht, so böse sich das auch anhört. Aber man erzählt und erzählt, und dennoch passiert nichts. Irgendwann weiß man einfach nicht mehr weiter.


Sie sind seit vielen Jahren einer der Leistungsträger beim TSV. Sie hätten auch den Verein wechseln und weiter Oberliga spielen können. Bereuen Sie ihre Entscheidung?
Nein, auf keinen Fall. Mir war von vorneherein klar, dass es nicht einfach werden würde und es nur gegen den Abstieg geht. Ich wurde auch schon gefragt, ob es nicht frustrierend ist. Natürlich ist es das, aber Fußball steht nicht mehr bei mir an erster Stelle. Ich habe mich für Ottersberg entschieden, weil dies mein Heimatverein ist und ich hier meine Familie und mein Haus habe. Zudem brauche ich nur fünf Minuten mit dem Rad zum Platz.


Würden Sie ihre Entscheidung wiederholen und im Falle eines erneuten Abstiegs mit den Wümmekickern in der Bezirksliga spielen?
Nein, ich glaube das würde ich mir nicht antun. Dann kann ich auch Alte Herren spielen, da ist mir der Spaß-Faktor wichtiger.


Also würden Sie nicht zu einem anderen Verein wechseln?
Das habe ich nicht gesagt (schmunzelnd). Natürlich wäre es der Super-Gau, wenn man von der Oberliga bis in die Bezirksliga durchgereicht werden würde. Aber es kann verdammt schnell gehen und man verschwindet vom Erdboden.
Doch damit befasse ich mich nicht. Ich konzentriere mich darauf, dass es wieder besser wird.


Was muss sich dafür ändern?
Ich kann nur immer wieder sagen, die Einstellung. Wer nicht weiß, worum es geht, der ist hier falsch. Abstiegskampf ist Abstiegskampf, da gehört auch ein bisschen Eigeninitiative dazu.


Könnte neues Personal im Winter helfen?
Absolut. Uns fehlt auf jeden Fall in der Defensive ein richtiger Leader, einer der voran geht und die Spieler mit dem Mund wach macht. So wie wir jetzt aufgestellt sind, reicht es nicht für den Klassenerhalt.


Glauben Sie noch daran, dass ihr Team den Umschwung hinbekommen kann?
Es ist erst ein Drittel der Saison gespielt. Wir dürfen den Abstand bis zum Winter nur nicht zu groß werden lassen, sodass wir das Fernglas auspacken müssen. Sollte das gelingen, denke ich, dass wir die Kurve kriegen.


Quelle: Weser Kurier vom 13.10.2015;