Weser  Kurier

Qualitativer Nachholbedarf

Nur langsam verdaut der Fußball-Landesligist TSV Ottersberg seine 1:10-Pleite / Neue Spieler an der Angel

Torsten Just ist der erste Spieltag mächtig auf den Magen geschlagen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Folglich hütete er in den vergangenen Tagen erst einmal das Bett. „Das waren wahrscheinlich noch die Nachwirkungen vom Spiel am Sonntag“, sagt er selbst mit einem Schmunzeln. Zumindest der Humor ist dem Trainer des Fußball-Landesligisten TSV Ottersberg also auch nach der 1:10-Klatsche in Bornreihe nicht vergangen. „Es ist auch nicht ganz so einfach, das Spiel aus dem Kopf zu kriegen, das war schon ganz schön heftig“, räumt er dann auch ein.

Eigentlich hatte Torsten Just am vergangenen Dienstagabend im Training noch einmal alle Knackpunkte der vorherigen so enttäuschenden 90 Minuten ansprechen wollen, doch eine ausführliche Analyse musste dann doch wegen seines Fehlens erst einmal ausfallen. Nachholtermin ist der heutige Donnerstag. „Und danach muss es dann auch mal reichen“, betont er. „Wir müssen den Blick jetzt insgesamt nach vorne richten, das Spiel am kommenden Sonntag gegen den MTV Dannenberg steht im Fokus.“ Während der Coach diese Worte spricht, weiß er schon selbst, wie sie sich wohl anhören mögen. „Jetzt kommen halt die ganz normalen Fußball-Floskeln, aber in unserer Situation ist es nun einmal einfach so.“

Auch bei allen anderen Beteiligten hat die Demontage von Spieltag eins deutliche Spuren hinterlassen. Frank Schwarz, der nach dem Abgang von Torsten Kuper die Fußballsparte nun kommissarisch führt, musste kräftig schlucken. „Ich hatte gehofft, dass mit dem Saisonstart jetzt endlich Ruhe nach all den Ereignissen zuvor einkehren würde“, sagt er, „doch das war nach diesem Ergebnis natürlich überhaupt nicht der Fall.“ Im Gegenteil: Die Kritikerstimmen waren schnell wieder da, die spöttischen Kommentare sowieso. „Wir arbeiten akribisch an unserer Situation, das kann ich garantieren“, betont Frank Schwarz. „Aber es ist natürlich auch klar, dass es für uns jetzt erst einmal ums sportliche Überleben geht.“
Fußball Männer Oberliga © Focke Strangmann
Tim Eggert fehlte zuletzt, nun ist der so wichtige Rückhalt wieder dabei. (Focke Strangmann)

Diese Rettungsaktion soll beziehungsweise muss auch mit weiteren Neuzugängen vonstatten gehen. Viel Zeit bleibt den Verantwortlichen in diesem Monat bis zum Ende der Wechselfrist allerdings nicht mehr. „Wir haben noch zwei Hochkaräter in der Hinterhand, aber noch ist nichts spruchreif“, erklärt Schwarz. Torsten Just schlägt in die gleiche Kerbe. „Es ist nicht die Frage, ob wir noch einmal personell nachlegen wollen, wir müssen es sogar“, sagt der Neu-Ottersberger. „Gerade für mich als Trainer ist das natürlich alles andere als eine angenehme Situation. Wenn man – wie am vergangenen Wochenende – das Gefühl hat, dass das Spiel weggleitet, man aber einfach nicht passend wechseln kann, ist das bitter.“ Besonders im Defensivbereich hätte er gegen Bornreihe gern frühzeitig und sogar mehrfach neue Kräfte aufs Feld geschickt, „doch wir haben eben nicht nur ein qualitatives, sondern auch ein quantitatives Problem“, meint Just. „Vor allem in der Abwehr brauchen wir Verstärkungen.“

Trotz des katastrophalen Saisoneinstands und der Forderung nach weiteren Spielern will der Coach der Wümmekicker nun aber auch nicht alles ganz so schwarz sehen. „Wir waren ja 15 bis 20 Minuten nicht wirklich schlechter als Bornreihe“, sagt Torsten Just, „nur leider haben sich die meisten Spieler dann einfach nicht mehr an die Vorgaben gehalten. Selbst nach der Pause hat es dann beim Stand von 1:5 nicht funktioniert, noch auf die einzelnen Akteure einzuwirken. Ich hoffe, dass jetzt alle gemerkt haben, dass es so in dieser Liga nicht geht.“


Am Sonntag wird sich in Ottersberg zeigen, ob die Botschaft des Trainers tatsächlich bei allen Beteiligten angekommen ist und vielleicht eine richtige Reaktion gezeigt werden kann. Eine ohne negative Nachwirkungen. Magenschmerzen hatte Torsten Just schließlich in den vergangenen Tagen schon genug.

Quelle: Weser Kurier vom 13.8.2015; lMalte Bürger