Weser Kurier

Die Derbyspezialisten

TSV Ottersberg entführt nach dem Triumph gegen Verden auch beim Gastspiel in Etelsen drei Punkte

Und dann wurde es doch tatsächlich noch einmal knifflig. Es lief die Nachspielzeit im Etelser Schlosspark, der beheimatete Fußball-Landesligist wollte mit aller Macht doch noch irgendwie den Rückstand gegen den TSV Ottersberg zumindest in ein Unentschieden verwandeln. Bastian Reiners erlief einen langen hohen Ball und schien den einen Bruchteil einer Sekunde schneller zu sein als Gäste-Keeper Tim Eggert. Anschließend gingen beide Spieler zu Boden, der zu erwartende Elfmeterpfiff blieb jedoch aus. Und dadurch hieß es am Ende 0:1 (0:1) aus Sicht des ebenso enttäuschten wie mächtig zürnenden TSV Etelsen.

Es war nicht die einzige Szene, in der Schiedsrichter Timo Röntsch im Mittelpunkt stand – aber nun natürlich noch einmal ganz besonders. Und mit eben jenem Unparteiischen hatten die Etelser schon in der Vergangenheit nicht die besten Erfahrungen gemacht. „Und wenn dann wieder so etwas passiert, und nicht nur in dieser Szene, dann ist das einfach enttäuschend“, ärgerte sich Coach Bernd Oberbörsch. „Und wenn dann auch noch eine derartige Leistung von uns dazukommt, dann sowieso.“

In der Tat war es nämlich so, dass seine Schützlinge nur selten zu überzeugen wussten. In den Anfangsminuten drückten sie zwar ordentlich, doch irgendwann hatte Ottersberg ein deutliches Übergewicht. Die Gäste überzeugten durch einen hohen läuferischen Einsatz, wirkten im Passspiel sehr sicher und konzentriert und wussten auch in den Zweikämpfen zu überzeugen. Und so war es Etelsens Schlussmann Daniel Büchau, der mit zwei starken Paraden einen Rückstand verhinderte. Zunächst reagierte er glänzend gegen einen Versuch von Edson Nascimento dos Santos (17.), acht Minuten später lenkte er einen Ball Marcel Julian Gaytan Manriquez noch gerade so am Kasten vorbei. Das Heimteam war lediglich bei zwei Halbchancen von Jannis Oberbörsch (26.) und Maximilian Altevoigt (31.) gefährlich.

Der Führungstreffer der Wümmekicker kam dann skurril zustande. Nascimento dos Santos wollte eine Flanke scharf in den Strafraum bringen, Etelsens Philipp Büssenschütt sprang der Ball unglücklich an die angelegten Arme – Elfmeter. Eine harte, aber nachvollziehbare Entscheidung. Edson Nascimento dos Santos verwandelte sicher (40.).

Nach dem Seitenwechsel warteten die Anhänger der Heimmannschaft vergeblich auf ein Aufbäumen. „Wir haben keine gute erste Halbzeit gezeigt und leider eine noch viel schlechtere zweite“, räumte Bernd Oberbörsch ein. Der Wille seiner Spieler war zwar da, doch eklatante Fehlpässe und viele verlorene Zweikämpfe machten ihnen stets einen Strick durch die Rechnung. Und die Ottersberger? Die liefen und liefen und liefen. „Meine Spieler haben gemerkt, dass sie genau so zum Erfolg kommen können“, freute sich Trainer Torsten Just. „Wir haben genau daran zuletzt viel gearbeitet. Dies ist das Spiel, das ich von meiner Mannschaft auch verlange.“ Und je länger die Partie dauerte, desto mehr verdienten sich die Gäste die drei Zähler. Große Torszenen gab es zwar nicht mehr, lediglich Büchau musste noch einmal gegen Nascimento dos Santos retten (67.).

So sah es auch in der Nachspielzeit nicht mehr wirklich danach aus, dass die Etelser vielleicht doch noch ein Unentschieden würden erreichen können, bis eben Bastian Reiners im Strafraum fiel. „Das ist ein 50:50-Ding“, sagte Ottersbergs Keeper Tim Eggert. „Er kommt zum Abschluss, geht aber auch mit gestrecktem Bein rein“, sagte er. Anders sah es sein Trainer: „Für mich war das kein Elfmeter, Tim war zuerst am Ball“, hatte Just beobachtet. Die Etelser Bank, die Spieler auf dem Feld und der Anhang hinter der Bande sahen das verständlicherweise anders.

„Wir haben heute ausgeblutet Fußball gespielt“, sagte Bernd Oberbörsch mit Blick auf die fehlenden und so dringend benötigten Akteure wie Mario Gloger, Micha Langreder oder Matthias Märtens. „Mit jeder Minute wurde es schlechter, leider haben wir es in der Rückwärtsbewegung nicht geschafft, Edson Nascimento dos Santos oder auch Mazan Moslehe in den Griff zu bekommen. Tja, und dann kommt noch ein solche Schiedsrichterleistung hin – damit kann ich nur schwer umgehen.“


Quelle: Weser Kuirer 09.11.2015; Malte Bürger