Weser Kurier

Direkt an die Spitze gestürmt

Landesligist TSV Etelsen schießt erschreckend schwache Ottersberger zum Saisonauftakt mit 5:0 ab  

Das war gleich mal eine Ansage. Der TSV Etelsen hat zum Saisoneinstand ein wahres Feuerwerk im Schlosspark abgebrannt und das Derby gegen den TSV Ottersberg nicht nur gewonnen, sondern gleich mit 5:0 (3:0) für sich entschieden. Die Gäste waren mit diesem Resultat sogar noch gut bedient, selbst ein zweistelliges Ergebnis wäre im Bereich des Möglichen gewesen. Jan Fitschens Einstand auf der Trainerbank der Wümmekicker ist dementsprechend gründlich daneben gegangen, während sein Gegenüber Dennis Offermann einen Einstand nach Maß feiern durfte.

Die Protagonisten auf dem Rasen legten gleich munter los. Der Anpfiff von Schiedsrichter Bastian Mertel (Bramstedt) war kaum verklungen, da hatte Ottersbergs Jan Schröder die Führung auf dem Fuß, doch Keeper Daniel Büchau war zur Stelle. Fast im Gegenzug dann die Antwort der Heimelf, Katip Tavan scheiterte nach Vorarbeit von Stephan van Freeden doppelt an Torhüter Leon Seeger (1.). Den Zuschauern blieb nicht allzu viel Zeit zum Durchatmen: Bastian Reiners netzte keine 60 Sekunden später zum ersten Mal ein – Seeger und Abwehrspieler Dominik Rosenbrock machten bei diesem Treffer nicht die allerbeste Figur. Nur vier Minuten später lupfte Reiners auf die Latte, kurz darauf hatte Jan Fitschen genug gesehen. Er wechselte das erste Mal aus, für Patrick Küsel kam Daniel Moderau (8.). „Wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre wahrscheinlich nach 15 Minuten schon alles vorbei gewesen“, sagte ein enttäuschter Jan Fitschen. „Erst müssen wir selbst unbedingt das 1:0 machen, dann können wir solch eine Partie vielleicht auch in entsprechende Bahnen lenken. Und nach dem Rückstand hat mir dann die Art und Weise unseres Auftretens überhaupt nicht gefallen.“ Statt einer Reaktion gab es vermehrt Frustration.

In der Tat passierte in der Folgezeit nicht mehr viel Offensives auf Seiten der Gäste. Nicklas Falldorf scheiterte noch einmal an Büchau. Allerdings stand es zu diesem Zeitpunkt schon 2:0 für Etelsen, da Oliver Warnke einen Strafstoß sicher im Kasten untergebracht hatte (20.). Nicolai Gräpler war zuvor von Rosenbrock gefoult worden. Und es ging munter weiter in eine Richtung: Tavan scheiterte an Seeger (26.), auch Reiners kam nicht am Schlussmann vorbei (29.). Erst nach 36 Minuten lag der Ball erneut im Netz, dieses Mal hatte Tavan den Torhüter umkurvt (36.). Die Gastgeber überzeugten nicht nur zu diesem Zeitpunkt auf ganzer Linie, sie wirkten griffiger, physisch überlegen und enorm ballsicher. „Das Spiel hat für uns natürlich schnell den Verlauf genommen, den wir uns auch gewünscht haben“, sagte Dennis Offermann. „Wir waren offensiv sehr variabel und haben die gesamte Spielzeit über viel Geschwindigkeit in unseren Aktionen gehabt.“ Egal, ob durch die Mitte oder über die Außenbahnen, stets waren die Platzherren schneller. Auch gedanklich.

Ein Sonderlob heimste im Anschluss an die Begegnung noch Rückkehrer Nicolai Gräpler ein, der nicht nur dieses Mal überzeugt hatte, sondern auch in den vergangenen Wochen mehrere gute Auftritte gezeigt hatte. „Er nimmt derzeit wirklich eine tolle Entwicklung“, sagte sein Trainer. „Er hat ein unheimliches Potenzial und ist zugleich im Training immer sehr wissbegierig und fragt ständig nach, was er noch besser machen kann. Es ist wirklich klasse, mit ihm zusammen zu arbeiten. Wie auch mit den anderen Jungs.“

Aus Ottersberger Sicht war auch nach dem Seitenwechsel kaum eine Besserung zu erkennen. In vielen Situationen wirkte insbesondere die Hintermannschaft wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen – wobei das mitunter ungerecht gegenüber dem Federvieh gewesen wäre. „Wir haben uns ganz naiv angestellt“, kritisierte auch Jan Fitschen seine Schützlinge. „Ohne ein vernünftiges Zweikampfverhalten kannst du gegen ein Team wie Etelsen nicht bestehen. Wir haben viel zu viele Fehler gemacht. Wichtig wird es jetzt sein, dass die Jungs daraus lernen.“

Die Schlossparkkicker nutzten die Anfangsviertelstunde des zweiten Durchgangs, um die Führung noch weiter auszubauen. Erst bugsierte Christopher Petzold den Ball über die Linie (58.), dann durfte sich Stephan van Freeden feiern lassen. Erste Auflösungserscheinungen waren bei den Gästen längst zu erkennen. Immerhin gelang es ihnen, keinen weiteren Treffer zu kassieren, die Etelser agierten in der Folge aber auch nicht mehr ganz so konsequent. Melwin Wöltjen (73.) oder Tavan (66., 86.) hatten allerdings noch weitere gute Möglichkeiten. Aber auch die fünf Treffer reichten der Offermann-Elf am Ende, um direkt die Tabellenspitze zu erobern.

Der Coach war nach dem Schlusspfiff jedoch darum bemüht, jetzt keine übermäßige Euphorie aufkommen zu lassen. „Heute ist dieser Sieg toll, aber morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus“, sagte Offermann. „Wir müssen jetzt schon bodenständig bleiben. Bereits am kommenden Freitag steht das nächste Derby an, dieses Mal in Verden. Das wird wieder eine äußerst schwierige Aufgabe.“

Quelle: Weser Kurier 8.8.2016; Malte Bürger